07Sept
2001

Jailoo-Tour

Die Nacht in der Jurte war herrlich, Thiller beschwert sich nur über Amanats Schnarchen, Djamanguls Zähneknirschen und dass er wegen dem vielen Tee vom Vortag einige Male hat aufstehen müssen. Von alldem habe ich nichts gemerkt, hingegen brummt mein Schädel noch immer. Kräftiges Frühstück mit Suppe, Schaf, Tee, Brot, Nidle, Himbeerkonfi, Hüttenkäse - und natürlich Vodka.

Um zehn Uhr reiten will los und gewinnen schnell an Höhe. Bereits nach einer Stunde kommen wir bei einem weiteren Jailoo vorbei, wo wir den ersten Kumys-Stopp einlegen.

Ausnahmslos bei jedem Jailoo blubbert eine Pfanne mit Schaffleischeintopf vor sich hin, steht ein heisser Samowar mit Tee bereit und wartet eine Kanne mit Kumys auf uns. Mangels Brennholz wird meist mit Mist gefeuert.

Den ganzen Tag reiten wir über riesige Ebenen, Hochtäler und entlang von Bergflanken auf Höhen deutlich über 2000 Metern, dabei treffen wir immer wieder auf Nomadenfamilien mit ihren Zelten. Mittagsrast machen wir in einem Talkessel, wo wir die Pferde weiden lassen, ich mich mit dem Benzinkocher abmühe um Tee zu kochen und anschliessen die Beine von uns strecken. Das Wetter ist recht durchzogen und am Nachmittag erwischt uns etwas Regen.

Thiller, Meister der Anpassungsfähigkeit: Reiten - Essen - Schlafen

Am Abend erreichen treffen wir auf eine Nomadenfamilie, die ihr Zelt in recht steilem Gelände aufgebaut hat und wir stellen unsere Zelte auf die wenigen verbleibenden halbwegs ebenen Quadratmeter. Dass wir selber kochen wollen, wo doch in unmittelbarer Nähe ein Schaf in einem Gusseisenkessel vor sich hin köchelt, stösst auf allgemeines Unverständnis. Trotzdem nötigen wir unsere beiden Begleiter dazu, ein paar Löffel Gerstensuppe und Tomatenreis zu probieren, sie schleichen sich aber bald davon und lassen sich von der Gastgeberfamilie verköstigen, wie es hierzulande ja auch üblich ist.

Wir haben es grundsätzlich sehr lustig mit Djamangul und Amanat, auch wenn die Verständigung nicht immer einfach ist. Ihr trockener Humor kommt bei uns gut an, wir nehmen uns gegenseitig hoch und wenn wir mal einen Witz oder Spruch verstanden haben, bringt man ihn öfters wieder, schliesslich kann man mehr als einmal drüber lachen. Zum Tagesabschluss laden wir die beiden noch auf einen Schnupf ein, der sie fast auf den Rücken wirft. Eine filmreife Szene.