08Sept
2001

Windegg

In der Nacht weckt mich ein knurrender Bär vor dem Zelt, gleichzeitig fletscht ein nahes Wolfsrudel seine Zähne. Die Geräusche in 1A-Dolbydigitalqualität stammen aber nicht von wilden Viechern, sondern von meinem Zeltnachbar und aus dem Nachbarszelt. Die nächtliche Geräuschkulisse soll zum Running Gag der nächsten Tage werden.

Beim Frühstück versuchen wir unseren Gastgebern klarzumachen, dass wir üblicherweise nicht drei Mal am Tag Fleisch essen und bekommen statt des gekochten Schafes … gebratenes Schaf. Zum Glück haben wir aber noch Brot dabei, vor dem obligaten Kumys können wir uns jedoch nicht drücken. Immerhin soll es Vitamine enthalten und gegen alle möglichen Gebrechen gut sein. Ähnliches hat man uns aber auch schon über Vodka erzählt.

Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern, stecken ihnen unauffällig (damit sie es nicht ablehnen müssen) ein paar Som zu und reiten dann ganze viereinhalb Stunden über Berge, durch Schluchten, Gräben und über Hochebenen, bis wir endlich ein Rinnsal finden, an dem wir Pause machen. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir einen windigen Sattel auf deutlich über 3000 Metern. Thiller nennt unseren Biwakplatz Windegg.

Mir tun sämtliche Knochen weh, insbesondere die Knie schmerzen. Nach dem Zeltaufstellen gönne ich meinem Körper Erholung, in dem ich etwa eine Stunde einen steilen Grat hinauf steige und neben einem Steinmanndli die Aussicht geniesse. Thiller versucht inzwischen, den beiden das Jassen beizubringen. Zum z’Nacht ärgern wir uns gegenseitig mit unserem Essen, wir sie mit unseren Tomatenmagronen, sie uns mit ihrem fettigem Hammelfleisch. Mit Kaffee Zwetschgen beenden wir den Tag.

Djamangul - und einer unserer Biwakplätze