11Sept
2001

Song-Kul

Der Tag beginnt mit einem herrlichen Sonnenaufgang im Jurtendörfchen am Song-Kul auf 3020 Metern. Schafe werden getrieben, Kühe gemolken und Touristen mit frittiertem Fisch gefüttert - nach dem vielen Schaffleisch sogar zum Frühstück eine willkommene Abwechslung. Abwechslung braucht auch mein Körper und darum verzichte ich heute auf den Ausritt entlang des Sees, Amanat nennt mich deshalb Mädchen.

Thiller lässt sich das natürlich nicht nehmen und reitet mit den beiden los. Ich fange mit einem Bummel entlang der Lagune an, an der unser Camp liegt, und schiesse unzählige Fotos. Nach meiner Rückkehr bekomme ich erst einmal die obligate Vormittags-Portion Kumys, dann tausche ich mit einem chilenischen Filmteam unsere Reiseerfahrungen aus. Sie drehen eine mehrteilige Doku über die Seidenstrasse und haben fast die gleiche Reise hinter sich wie wir.

Das Jurtedörfchen von der schmalen Landbrücke der Lagune aus gesehen.

Für das Filmteam wird ein Schaf geschächtet und in seine Einzelteile zerlegt, anschliessend zeigt mit Djamilja, eine unserer Gastgeberinnen, wie Kumys entsteht. Ein Fohlen dient zum Vormelken, dann wird von jeder Stute ein knapper Liter Milch gemolken, die in einem Ledersack, der noch etwas älteren Kumys enthält, etwa 500 Mal gestampft wird. Über Nacht lässt man es ruhen und stampft es am nächsten Morgen erneut und fertig ist das Gesö…tränk.

 
  

Kumys-Produktion: melken und stampfen sowie weitere Eindrücke «meines» Tages.

Kurz vor Sonnenuntergang kehren Thiller, Djamangul und Amanat ziemlich fröhlich zurück. Schon kurz nach ihrem Start gab es bei einer Jurte den ersten Kumys-Halt. Weiter ging es in gemütlichem Trab und leichtem Galopp (sie hatten heute schliesslich keinen Bremser dabei) weiter Richtung Westen, bis Amanat auf die Idee kam, sie könnten Baden gehen. Länger als eine Minute hat es aber keiner ausgehalten, Djamangul brachten sie nur mit viel Gewalt ins Wasser. Suppe, Brot und was zu Trinken in einer ersten Jurte, weiter in flottem Galopp durch kleine Buchten bis zu einem Jurtedörfchen, wo sie mit Fisch und Vodka verköstigt wurden. Auf dem Rückweg machten sie erneut öfters Halt für Suppe, Fleisch und Kumys, bis selbst die beiden Kirgisen nichts mehr runterbringen.

Ich habe am Abend richtig Appetit, Thiller isst lediglich ein paar Gabeln Tomatensalat und Amanat rührt überhaupt nichts an. So ein Mädchen.

Drei Männer und der See, wobei sogar Amanat oben ohne (also ohne Hut) ins Wasser geht. Rechts eine ihrer vielen Tankstellen am See.