26August
2001

Fergana

Wir werden versetzt. Unser Reisebegleiter, der mit uns eine Seidenmanufaktur besichtigen wollte, erscheint nicht. Daher fahren wir mit einem Sammeltaxi vorbei an unzähligen Baumwollfeldern weiter nach Fergana, wo wir unser Glück erneut versuchen wollen. Zu einer Reise entlang der Seidenstrasse gehört unserer Meinung nach etwas Wissen über das namensgebende Tuch.

Die knapp hundert Kilometer bringen wir zügig hinter uns, so dass wir bereits um die Mittagszeit in einem Hotel sind. Thiller macht Siesta und ich erkunde das Städtchen und rekognosziere fürs Abendessen.

Das Ferganatal ist ein Tal in der Grenzregion Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan. Die Grenzen scheinen willkürlich gezogen zu sein und die drei Länder winden sich regelrecht ineinander verschlungen durch dieses Tal, zudem gibt es unzählige Enklaven. Das hat seit der Unabhängigkeit vor rund zehn Jahren zu einigen gewalttätigen Konflikten zwischen den verschiedenen Ethnien geführt, insbesondere in der Region zwischen Fergana und der Grenzstadt Osh. Aus diesem Grund habe ich von Taschkent aus auch das Schweizerkonsulat angerufen und mich über die momentane Situation erkundigt. Zwar ist momentan alles ruhig, die Bevölkerung ist trotzdem etwas nervös, was folgender Vorfall beim Abendessen in einer Gartenbeiz zeigt: plötzlich gibt es einen Riesenknall und einige der Gäste werfen sich unter den Tisch, während andere ins Restaurant rennen. Thiller und ich schauen uns nur verwundert an und kurz drauf hören wir eine Polizeisirene. Später erfahren wir, dass es kein Bombenanschlag war, sondern nur ein Böller des morgigen Feuerwerkes frühzeitig explodiert ist.