05Juli
2001

Das Ende einer Legende

Wir erscheinen früher als abgemacht in der Garage. Ibrahim, der deutschsprachige Neffe des Garagisten, ist noch nicht da und wir trinken erst mal eine Stunde Tee. Dann geht der Betriebsausflug los: ein Fahrer, zwei Mechaniker, der Chef, Ibrahim, Thiller und ich fahren mit einem Bus zu unserem Auto. Dort bekommen die Türken einen Lachanfall: obschon in Ankara viele ältere Autos in deutlich schlechterem Zustand unterwegs sind, machen sie sich über Thillers Eggitraktor lustig. Rost sind sie sich halt nicht gewöhnt.

Das Problem scheint ernst zu sein, das Auto muss in die Garage. Nach einer Stunde erscheint der Abschleppwagen, der uns zurück in die Garage bringt. Dort dann die niedererschmetternde Diagnose: Ventil verklemmt, Nockenwelle gebrochen und ein Lagerblock aus dem Gehäuse gerissen.

Bei einem Kebab diskutieren wir, was wir machen. Die Reparatur würde 2'000'000'000 Türkische Lira kosten und zwei bis drei Tage dauern. Wenn wir keinen Kommafehler machen, sind das rund 2'000 Franken, was uns doch als zu viel erscheint und wir entscheiden uns schweren Herzens, das Auto zurückzulassen. In den nächsten Wochen werden wir häufig darüber diskutieren, ob das die richtige Entscheidung war und was wir mit Auto anders erlebt hätten.

in memoriam

Wir geben unseren Entscheid Ibrahim bekannt und kurz drauf stürzen sich die Mechaniker wie Hyänen auf das Auto. Diesel wird abgesaugt und so ziemlich alles Mögliche wird ab- und ausgebaut: Räder, Batterie, Anlasser, Ventilator, Dieselpumpe, Armaturenbrett, etc.

Thiller telefoniert mit der Schweizer Botschaft, um abzuklären, wie wir weiter vorgehen müssen. Er hat ja einen Vermerk im Pass, dass wir mit Auto eingereist sind und ohne dieses können wir nicht einfach so ausreisen. Danach fährt er mit einem Hotelangestellten zum Zollamt, während ich ein Internetcafe suche, um Flüge nach Tiflis zu finden. Wir wollen endlich wieder Boden gut machen und so schnell wie möglich nach Georgien, darum ist der Landweg keine Option.

Thiller erfährt, dass wir das Auto zum Zollamt bringen müssen, was aber - oh Wunder - mal wieder erst am nächsten Tag möglich ist.